Caspar David Friedrich in Greifswald
Romantischer Dom und erster Zeichenunterricht
Hinsichtlich der Lebensstationen Friedrichs in Greifswald nimmt seine Taufkirche, der Dom St. Nikolai, ebenfalls eine wichtige Stellung ein. Er ist nicht nur ein häufiges Bildmotiv Friedrichs und ein wichtiger familiärer Bezugspunkt (unmittelbare Nachbarschaft zum Elternhaus; Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen der Familie fanden hier statt und wurden in den Amtshandlungsregistern vermerkt), sondern war auch Geschäftspartner für die Familie Friedrich (Belieferung mit Seifen und Kerzen).
Darüber hinaus wurde das Kircheninnere in der Zeit der Romantik (von 1824 bis 1832) u. a. durch Christian Friedrich, den jüngeren Bruder Caspar Davids, umgestaltet. Eine direkte Einflussnahme Friedrichs darauf lässt sich zwar nicht nachweisen – aber viele Gestaltungsentscheidungen des Architekten Gottlieb Giese sind eng verwandt mit Entwürfen, die Friedrich für die Neugestaltung der Stralsunder Marienkirche gemacht hat.
Die Renovierung des Greifswalder Doms in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts und gegenwärtig wollen ausdrücklich diese „romantische“ Vision eines gotischen Sakralbaus erlebbar machen. Die Universität Greifswald symbolisiert den ersten Ausbildungsort des Malers. Der akademische Zeichenlehrer Johann Gottfried Quistorp erteilte dem jungen Friedrich den ersten Zeichenunterricht.
Der Bildweg führt die Besucher*innen auch zum Greifswalder Hafen.
Foto: © Ralph Eckardt
Blick auf die Stadt wie 1822
In unmittelbarer Nähe befindet sich die Jacobikirche, ein wichtiges und außergewöhnliches Bildmotiv des Malers, welches zum Beispiel im heute verschollenen Gemälde „Klosterfriedhof im Schnee“(1817-19) als Ruine verewigt wurde. Der Ryck markiert nicht nur die Lebensader der Stadt Greifswald, sondern bildete auch einen Anziehungspunkt für den heranwachsenden Friedrich. Der maritime Charakter der Stadt ließ sich dort am besten zeichnerisch einfangen. Zahlreiche Schiffstudien sind in Friedrichs Werk erhalten, aber auch Gemälde, die den Greifswalder Hafen als Motiv wiedergeben.
Eingebunden in den Bildweg ist auch der weltweit bekannte Blick auf die Stadtsilhouette Greifswalds mit den drei Backsteinkirchen, festgehalten in seinem Gemälde „Wiesen bei Greifswald“ (1820-22, Hamburger Kunsthalle), welcher auch heute noch erhalten ist.
Friedrichs Lieblingsmotiv
In den Stadtteilen Wieck und Eldena sind weitere bedeutende Motivstationen des Malers zu finden. So etwa am Utkiek in Wieck, an welchem der Ryck in den Greifswalder Bodden mündet und welcher Schauplatz für Friedrichs herausragendes Gemälde und Spätwerk „Die Lebensstufen“ (1835, Museum der Bildenden Künste in Leipzig) wurde.
Das 1199 von Zisterziensermönchen gegründete Kloster Eldena ist zu allererst für die Stadtentwicklung Greifswalds von entscheidender Bedeutung. Dies zu würdigen hat Caspar David Friedrich die nach der Reformation stark zerstörte Architektur aus allen Perspektiven zeichnerisch studiert und als zentrales Motiv in seinen Gemälden in Szene gesetzt. Vermutlich durch seine Wiedergabe der Klosterruine in seinen Ölgemälden erhielt die Anlage überregionale Aufmerksamkeit, was auch zum Schutz der Überreste des Klosters Anfang der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte.
Heute ist die Ruine Eldena nicht nur ein Denkmal der Backsteinarchitektur, sondern auch ein Symbol der Romantik.
Anblicke wie diese dienten Friedrich als Inspiration für zahlreiche Gemälde.
Foto: © Ralph Eckardt